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Bleichlippig steh´n die alten Neider da,

Die durch die Nächte wachend ihn erwarten,

Mit dürren Fingern nach dem Schädel greifen

Und in den Händen nur sein Grinsen halten;

Die nach ihm wund sich liegen,

Sich nach ihm verwesen.

Er hat IHN mehr geliebt als euch,

Weil ER ihn höhnte,

SICH in den Arm ihm gab

Und sich entzog,

Wenn die Umarmung schon so nahe schien –

SEIN blonder Wahnsinn machte ihn besessen.

Nun hat er IHN ereilt,

Ruht an der kühlen Brust und sinnt.

Euch auf den Lagern wird er lang vergessen.



Anm.: Jochen Rindt (geb. 18. April 1942, Mainz, verst: 5. September 1970, Monza) war ein Automobilrennfahrer, Formel-1-Weltmeister und mehrfacher Grand-Prix-Sieger. Als Waise mit deutscher Staatsangehörigkeit wuchs er bei seinen Großeltern in Graz auf und startete als Rennfahrer ausschließlich für Österreich. Beim Abschlusstraining zum Großen Preis von Italien 1970 im Autodrome nazionale von Monza verunglückte Rindt in seinem Lotus tödlich. Sein Punktevorsprung in dieser Saison genügte, um als bis heute einziger Fahrer postum Formel-1-Weltmeister zu werden.

Am 18. April 2022 wäre Jochen Rindt 80 Jahre alt geworden.

 
Dr. Hans Georg Klotz
Was haben Arzt und Lyriker gemeinsam? Ein guter Arzt stellt nicht nur Krankheiten fest und behandelt diese - ein guter Arzt horcht auch zu. Wie er in die Menschen hineinhorchte, gehörte die Aufmerksamkeit von Hans Georg Klotz auch der Natur, jeder Pflanze, Blüte, der gesamten Umwelt. Die Gedichte des im Februar 2022 verstorbenen Arztes, seine Lyrik und zuletzt auch Kurzprosen spiegeln das wider.
  • AutorenbildMaria Schiffinger


Der Schnee im April setzt sich

wie ein Vogel

auf das Osternest,

bedeckt mit seinem Weiß

das frische Grün und brütet auf den

spitzen Blütentrieben.


Nachts schüttelt er

noch einmal seine schweren Schwingen,

bedächtig fällt

das flockige Gefieder, und morgens liegt er

auf dem roten Dach.


Doch dann als wäre er zurückgeblieben,

als eisiges Fossil der Winterzeit,

zerschmilzt er rasch und

rutscht und gluckst,

und mengt sich tropfend

in den warmen Frühlingsregen.

 
Maria Schiffinger
Maria Schiffinger begann mit 29 Jahren literarisch zu schreiben und schloss sich Gleichgesinnten im Literarischen Kreis Traismauer an. Seit 1997 ist sie Obfrau des Kremser Literaturforum.

Ihre Gedichte und lebensgeschichtlichen Aufzeichnungen wurden in zahlreichen Büchern und Anthologien veröffentlicht.

  • Autorenbild Paul Kumpfmüller


OSTERN

die Morgensonne

die

in den Herzen

der Menschen

aufgeht



 
Paul Kumpfmüller
Seit 1989 vor allem lyrisch und ab und zu auch mit Kurzprosa literarisch unterwegs. Auch Gedichte malend zu Werken bildender Künstler und umgekehrt. Für das Entstehen meiner Gedichte bezeichnend mein folgendes Gefühl:

"Gedichte - Sternschnuppen, die das Glück hatten gesehen zu werden
Dichter - Menschen, die das Glück hatten gerade zum Himmel zu blicken"


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