von Silvia Edinger
Ich hab die Briefe aufgehoben,
gelesen, ins Fach zurückgeschoben.
Ich kann sie riechen, die Worte betrachten,
die kleinste Schlinge zärtlich achten.
Dagegen ist das Telefon – bequemer ja –
was sagt das schon?
Du freust dich echt, ruft jemand an,
doch hält es nicht recht lange an.
Mir ging es einmal, ich wollte schreiben,
es tat mich förmlich dazu treiben.
Ich flocht die Wörter wie den Zopf,
der Brief, er wuchs in meinem Kopf.
Gedanken, Wünsche reihten sich,
ein schöner Brief, ganz sicherlich!
Dann kam dein Anruf, unverhofft -
mein Kopf war leer, wie war das noch?
Was ich dir alles schreiben wollte,
wie schön ich es dir sagen wollte.
So vieles bleib da ungesagt,
hab ich zu sagen nicht gewagt.
Den Hörer hab ich aufgelegt,
da ist etwas, was sich da regt.
Ein neuer Brief, schnell aufgestellt,
bevor das Telefon noch schellt.
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