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Das Leben – Ein Maskenball

  • Autorenbild: Wilhelm Maria Lipp
    Wilhelm Maria Lipp
  • 24. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit


Als Baby ist man schutzlos, nackt

noch unverdorben, Sünden frei.

Man schreit, man nuckelt, schläft und kackt

und wenn die Stimme mal versagt,

kommt jemand rasch, sagt „Ei, ei, ei!“


Als Kind man gern und häufig spielt,

man ahmt die „großen Menschen“ nach,

ob Vater streng, ob Mutter mild,

ob Fernsehheld mit einem Schild,

ob Lebensretter auf dem Dach.


Als Schüler man die Maske braucht

zum Meistern der Alltäglichkeit.

Die Arbeit fehlt? Am Klo geraucht?

Zu viel vom Mitschüler gebraucht?

Maskiert erreicht man Straffreiheit.


Die Jugend nutzt die Masken gleich

zum Proben, was man einmal will.

Als Punk, als Softie, hart und weich

erkundet man den Sex-Bereich.

Nur anders sein, das ist das Ziel.


Erwachsen ist Mann streng, gerecht

und zeigt auf keinen Fall Gefühl.

Man sagt nicht, was man gerne möcht’,

zu Hause helfen wäre schlecht.

Ein Macho-Mann ist immer kühl.


Die Maskenkünstlerin ist Frau,

die unverdrossen zupft und färbt,

gekleidet raffiniert und schlau

oft hadert mit dem Körperbau,

wenn’s sein muss, ihre Haut auch gerbt.


Das Leben fordert Maske ein,

denn Wahrheit ist nicht int’ressant.

Was heute zählt, ist nicht das Sein,

viel wichtiger ist nur der Schein,

so kommt man weit, ist wohlbekannt.


Zu selten gibt es den Moment,

wo man sich gehen lassen kann,

weil dich der Partner so gut kennt

und nicht bei jedem Schrei wegrennt.

Wenn maskenlos sind Frau und Mann.


Als Baby war man schutzlos, nackt,

genauso ist’s am Sterbetag.

Doch wird das Hinscheiden beklagt,

ist Totenmaske nun gefragt.

Am Ende aller Müh und Plag.


Wenn heutzutag wer Maske trägt,

ganz sichtbar, offen, ist es klar

der will sich schützen, so gepflegt,

dass sich bei ihm kein Virus regt

und er gesund bleibt übers Jahr.


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