Ich hatte sie wirklich vergessen - meine Gedichte. Obwohl ich sie in einem Anfall tiefen Seelendunkels verbrannt hatte, waren sie wieder aufgetaucht. Ich hatte sie einer Freundin geschenkt, die sie mir - Jahre später - zurückschenkte. Da ich der Sicherheit von Computerdateien misstraue, sind alle Texte ausgedruckt in einer Mappe - hier stieß ich gestern auf die Gedichte. Und ich saß da, las, tauchte in die vor vielen Jahren erlebten Gefühle erneut ein. Situationen, Bilder zu den Texten ploppten auf - goldeneHerbsttage, verliebt, im oberen Waldviertel, unbeschwerte Kurstage in Krems, die unwiderstehlichen blauen Augen, die mich in die Tiefe gewinkt haben, Zeile für Zeile Bilder der Vergangangenheit. Ich meinte den Duft des Sommers von damals zu spüren und Wellen des Glücks umspülten mich warm.
Als ich zum Ende der Gedichtseiten kam, fand ich mich im Glückszustand auf dem Sofa wieder - ganz zufrieden, dass ich solch magische Worte geschrieben hatte, Essenzen von Gefühlen, die noch, so viele Jahre später bis tief ins Herz reichen können.
© PANSILVA 2019-08-10